Seit 2012 wird jedes Jahr am dritten Donnerstag im Mai der Global Accessibility Awareness Day (deutsch: Weltweiter Aktionstag für digitale Barrierefreiheit) begangen. Der Event zielt darauf ab, Menschen mit Behinderung oder Beeinträchtigung den Zugang zu digitalen Medien zu erleichtern. Damit leistet dieser Aktionstag einen wichtigen Beitrag zur Inklusion. Die Initialzündung war ein Blogbeitrag von Joe Devon. Der amerikanische Webentwickler konzipierte gemeinsam mit dem Kanadier Jennison Asuncion den Global Accessibility Awareness Day (GAAD). Viele Unternehmen, Organisationen und Hochschulen möchten die Barrierefreiheit auf ihrer Website verbessern. Aber ihnen fehlt oft das Know-how zu den erforderlichen Massnahmen. Wir möchten unsere Kundinnen und Kunden dabei unterstützen, diese Kompetenzen aufzubauen. In diesem Beitrag erfährst Du, welche Beeinträchtigungen zu berücksichtigen sind und welche Massnahmen geeignet sind, die Barrierefreiheit zu verwirklichen.
Accessibility bedeutet Barrierefreiheit. Diese ermöglicht es Menschen mit Beeinträchtigung, digitale Experience in der gleichen Qualität zu erhalten wie Menschen ohne Beeinträchtigung. Dies ist ein Gebot der Fairness. Ausserdem tragen die Massnahmen dazu bei, dass Texte, Bilder, Grafiken und Videos im Web von mehr Menschen wahrgenommen und verstanden werden. Davon profitieren auch die Betreiber der Webseiten. Barrierefreiheit ist in der virtuellen Welt genauso wichtig wie in der realen Welt.
Die häufigsten Beeinträchtigungen sind visueller, akustischer, motorischer oder kognitiver Art. Zu den visuell beeinträchtigten Menschen zählen Blinde und Farbenblinde. Diese benötigen zusätzliche Textbeschreibungen, um Inhalte und Objekte zu erfassen. Sie verwenden im Rahmen der Interaktion ausserdem die Tastatur anstelle der Maus. Gehörlose und schwerhörige Rezipienten brauchen Untertitel für Videosequenzen und visuelle Beschreibungen statt der Audiohinweise. Menschen mit motorischen Beeinträchtigungen sind unter Umständen auf alternative Tastaturen, Augensteuerung oder andere adaptive Hardware angewiesen, damit sie ihre Geräte zum Tippen und Navigieren verwenden können. Eine übersichtliche Bildschirmoberfläche, eine einheitliche Navigation und die Verwendung einer leicht verständlichen Sprache hilft Menschen mit verschiedenen Lernbeeinträchtigungen, digitale Nachrichten zu lesen und Anwendungen zu nutzen.
Der Global Accessibility Awareness Day weist Fachleute aus den Bereichen Medien, Webdesign, User Experience, Textgestaltung und ähnlichen Branchen auf die spezifischen Anforderungen von Menschen mit Beeinträchtigungen hin. Dabei werden Probleme vieler Webseiten identifiziert, die das Verständnis dieser Personen erschweren oder eine positive User Experience verhindern. Die Zahl der Menschen mit Beeinträchtigung beläuft sich weltweit auf über eine Billion. Mehr als 90 Prozent aller Webseiten entsprechen nicht den Standards der Barrierefreiheit.
Die Navigation sollte über den Screenreader aussagekräftig und mit der Tastatur bedienbar sein. Dazu braucht es einen gut sichtbaren, nachvollziehbaren Tastaturfokus. Die Links müssen klar benannt werden, damit deren Sinn sowie das Linkziel für jede Form des Zugriffs verständlich ist. Es ist ausserdem unabdingbar, dass die Navigation konsistent und deren Bezeichnung im gesamten Webauftritt einheitlich ist.
Bilder müssen beschrieben werden, damit der Zugang für Menschen mit Sehbehinderung gewährleistet ist. Dies ist in manchen Fällen kompliziert und zeitaufwändig. Die verbale Erläuterung der Bilder ist aber unverzichtbar, um die Anforderungen an die Barrierefreiheit zu erfüllen.
ARIA (Accessible Rich Internet Applications) Attribute schaffen die Grundlage für unterstützende Technologien wie zum Beispiel Screenreader. Sie definieren, wie der Zugang zu einem benutzerdefinierten Element möglich ist, falls dies mit dem HTML dieses Elements nicht möglich ist. Die ARIA Attribute lassen sich zu sämtlichen benutzerdefinierten Anwendungen einer Website hinzufügen.
Bei der Gestaltung von Formularen solltest Du einfache, gelernte Zeichen verwenden und auf kreative Icons verzichten. Bei einem Auswahl-Element sollte der User eine optische Rückmeldung erhalten, welche Option er angeklickt hat. Es ist nicht empfehlenswert, die Beschriftung "Weiter" zu verwenden. Sinnvoller ist es, eine aussagekräftige Bezeichnung zu gebrauchen: Was passiert hier gerade?
Ein ALT-Attribut (oder ALT-Tag) ist ein Text, in dem eine Grafik beschrieben wird. ALT steht für Alternative. Das ALT-Attribut wird bei Grafikdateien auf der Website hinterlegt. Wenn die Darstellung eines Bildes im Browser aus technischen Gründen nicht möglich ist, erscheint dem User als Ersatz der Text des hinterlegten ALT-Attributs. Suchmaschinen greifen auf das Attribut zu, um den Bildinhalt zu erfassen. Denn Grafikdateien können meist nicht direkt ausgelesen werden. Screenreader können ALT-Attribute lesen.
Um farbenblinde Menschen zu unterstützen, kannst Du einen günstigen farblichen Kontrast schaffen. Vordergrund- und Hintergrundfarbe sollten sich in ihrer Helligkeit deutlich voneinander unterscheiden. Durch einen guten Kontrast gerät die Website übersichtlicher und ist intuitiv leichter nutzbar. Die Texte lassen sich von Menschen mit Sehschwächen dann besser und schneller lesen. Aktionsmöglichkeiten werden leichter erkannt.
Das Unterstreichen von Links erleichtert es Menschen mit Sehschwäche, die besondere Funktion des Linktextes zu erkennen. Wenn sich der Link nur durch die Farbe vom restlichen Text unterscheidet, ist die Barrierefreiheit nicht gegeben.
Es lohnt sich, die Barrierefreiheit von Webseiten zu verbessern. Durch den Global Accessibility Awareness Day hat die Sensibilität bezüglich der Accessibility zugenommen. Aber es gibt weiterhin viel zu tun. Der GAAD ist mit einer eigenen Website im Internet präsent. Dort finden sich Tipps und Anregungen für alle, die sich für das Thema Accessibility interessieren und ihre Homepage in dieser Hinsicht verbessern wollen. Wer die eigene Performance überprüfen möchte, kann die eigene Website auf https://www.experte.de/barrierefreiheit einem Test unterziehen.